1994 als Zäsur für den Aufbruch der (Zivil)Gesellschaft

2024 jähren sich zum 30. Mal die sogenannten Magdeburger Himmelfahrtskrawalle von 1994. Die Ereignisse des Tages erschütterten Magdeburg und Sachsen-Anhalt wie eine Schockwelle, die Bilder von Hooligans und Rechtsextremen, die Ausländer verprügelten und durch die Innennstadt jagten, machten weltweit Schlagzeilen. Das Datum ist zugleich ein Ausgangspunkt für die Gründung zahlreicher Organisationen, Initiativen und Gremien, die sich als wehrhafte und engagierte Zivilgesellschaft für den Schutz diskriminierter Gruppen sowie gelebte Vielfalt und Demokratie einsetzten und es bis heute tun.

Darunter die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA) aber auch der Ausländerbeirat, der heutige Magdeburger Beirat für Integration und Migration oder auch das Café Krähe der Hoffnungsgemeinde und last but not least - das jährliche Fest der Begegnung zwischen Polizei, Kirche und Zivilgesellschaft.  

Wir möchten Sie in Kooperation mit dem Beirat für Integration und Migration der LH Magdeburg gern zu einer Gedenkveranstaltung einladen:

 

am Mittwoch, 8. Mai 2024 um 14.30 Uhr
im einewelt haus Magdeburg (Saal)
Schellingstraße 3-4
39104 Magdeburg

 

Zu Wort kommen Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Kirche und Wissenschaft u.a. (in alphabetischer Reihenfolge):

David Begrich, Arbeitsstelle Rechtsextremismus bei Miteinander e.V., Pascal Begrich, Geschäftsführer Miteinander e.V. und Vorstand AGSA, Krzysztof Blau, Integrationsbeauftragter der LH Magdeburg, Abdoul Coulibaly, wurde 1997 1. Ausländerbeauftragter der Landeshauptstadt Magdeburg, Juliana Gombe, kam 1997 nach Magdeburg, moderierte viele Feste der Begegnung gemeinsam mit Hauptkommissar Lothar Schirmer, Vorsitzende TOLL e.V., Vu Thi Hoang Ha, beriet damals ehemalige vietnamesische Vertragsarbeitnehmende und war über den Deutsch-Vietnamesischen Freundschaftsverein Mitgründerin der AGSA, Monika Peisker, Pfarrerin der Hoffnungsgemeinde, Mitveranstalterin Fest der Begegnung, Dach des Café Krähe, das infolge der Himmelfahrtskrawalle entstand., Dr. Helge Petersen, Post-Doktorand im Projekt „Integrative Demokratieforschung im Land Sachsen-Anhalt“ und Mitglied im Vorstand des Instituts für demokratische Kultur der Hochschule Magdeburg-Stendal, Christina und Eberhard Vater, ehem. Ausländerbeauftragte der Ev. Landeskirche, Mitinitiatoren des Dialogs zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren

Geplanter Programmablauf

14.30 Uhr
Musikalisches Intro - Enver Ibragimov, Saxophon

14.40 Uhr
Begrüßung Pascal Begrich, Vorstand AGSA

14.50 Uhr
Wissenschaftlicher Impuls Dr. Helge Petersen
"Die rassistischen Ausschreitungen in Magdeburg am Himmelfahrtstag 1994 – Ein Wendepunkt im politischen und zivilgesellschaftlichen Engagement gegen Rassismus in Sachsen-Anhalt?"

15.10 Uhr
Filmausschnitte im Kontext der Himmelfahrtskrawalle 1994

15:30 Uhr
Interview Abdoul Coulibaly & Vu Thi Hoang Ha

15.45 Uhr
Podiumsaustausch mit Zeitzeug*innen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft
David Begrich, Krzysztof Blau, Juliana Gombe, Vu Thi Hoang Ha, Monika Peisker, Dr. Helge Petersen, Christina und Eberhard Vater

16.30 Uhr
Ausklang mit Musik von Enver Ibragimov, Saxofon & individuellem Austausch

Hintergrund:

Am Himmelfahrtstag 2024 jähren sich zum 30. Mal die als "Himmelfahrtskrawalle" in das öffentliche Gedächtnis eingegangenen ausländerfeindlichen Ausschreitungen und Hetzjagden durch die Magdeburger Innenstadt. Das politische Klima der frühen 90er Jahre und die offenen rassistischen Anfeindungen erlebten mit diesen Ereignissen einen traurigen Höhepunkt und zugleich eine Initialzündung für den Aufbau und Zusammenschluss wehrhafter zivilgesellschaftlicher Strukturen in Magdeburg und Sachsen-Anhalt.

Auf der Grundlage eines Beschlusses des Stadtrates fingen bereits 1993 erste Vorbereitungen zur Einrichtung des Ausländerbeirates Magdeburg als eigenständiges Gremium an, der dann im Dezember 1996 erstmal gewählt werden sollte. 10 Organisationen, die sich für Demokratie, Vielfalt und Internationale Verständigung einsetzten, gründeten 1995 ihren Dachverein Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V., der ein Jahr darauf auf Beschluss des Landtages, die Arbeit des einewelt hauses als Ort der interkulturellen Begegnung und Verständigung aufnahm. Das Café Krähe öffnete ebenfalls in dieser Zeit und bietet bis heute in der Hoffnungsgemeinde einen Ort des Miteinanders und des kreativen Schaffens geflüchteter Frauen.

Im Jahr 1996 und in Reaktion auf die Himmelfahrtskrawalle führten Polizei, Kirchen, Religionsgemeinschaften sowie interkulturelle Vereine und Initiativen das erste Fest der Begegnung durch, eine Initiative die ab diesem Zeitpunkt zur guten Tradition am Himmelfahrtstag wurde.

Heute, 30 Jahre später, erscheinen diese Entwicklungen sehr weit weg – angesichts des neuerlichen Aufbruchs der Zivilgesellschaft und Bürgerschaft im Kampf für Demokratie, Vielfalt und Solidarität jedoch auch relativ nah. Wir möchten gedenken, zurückblicken, analysieren und einen Moment im Strudel der Zeitgeschichte innehalten.

Zur besseren Planbarkeit bitten wir um Anmeldung bis zum 6. Mai 2024 unter: https://forms.office.com/e/TP1sUNiu9U

Weitere Informationen erhalten Sie gern unter ewh@agsa.de

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und grüßen Sie herzlich,

Ihre AGSA e.V.

Eine Veranstaltung im Rahmen des AGSA-Projektes „Interkultur 2024“ mit freundlicher Unterstützung durch das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Magdeburg.