Zweiter Teil des Rückblicks zu den Antirassismuswochen 2025 in Magdeburg

Vom 17. bis zum 30. März 2025 fanden die internationalen Wochen gegen Rassismus in ganz Deutschland statt. Auch in Magdeburg beteiligten sich in dem Zeitraum 35 Veranstalter mit über 40 Beiträgen daran. Die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA) hatte unter dem Bundesmotto „Menschenwürde schützen“ erneut zu Aktionen und Veranstaltungen im Magdeburger Stadtgebiet aufgerufen. Nach dem 1. Teil des Rückblicks auf die Antirassismuswochen Magdeburg folgt hier ein weiterer:
So viele Veranstaltungen wie nie haben in den zwei Aktionswochen stattgefunden, neue Akteure und seit Jahren beteiligte Akteure haben sich eingebracht und mit ihren Aktionen die Wochen mit Leben gefüllt.
Unter dem Motto "Menschenwürde schützen" wurden Begegnungsräume geschaffen, die den Austausch, das gemeinsame Gedenken und das gegenseitige Verstehen förderten. Vielfältige Formate wie Diskussionsrunden, kulturelle Veranstaltungen, Lesungen und Workshops setzten ein starkes Zeichen für Solidarität, Vielfalt und Respekt.
Wir danke allen Akteuren und Organisationen, die sich aktiv in die Gestaltung eingebracht haben und freuen uns über das Engagement.
Hier nun für euch der zweite Teil unseres Rückblicks auf die Antirassismuswochen 2025 in Magdeburg.
Möglichkeiten nach einem Schulabschluss FÜR ELTERN – EINFACH ERKLÄRT (18. März)
Im Rahmen der Antirassismuswochen in Magdeburg organisierte das Team des Jugendmigrationsdienstes der IB Mitte gGmbH am 18. März 2025 von 16:00 bis 18:00 Uhr eine Informationsveranstaltung für interessierte Eltern. Die Veranstaltung richtete sich an Personen, die Fragen oder Unsicherheiten bezüglich der beruflichen Perspektiven ihrer Kinder nach dem Schulabschluss hatten. Ziel des niederschwelligen Angebots war es, aufzuzeigen, welche beruflichen Möglichkeiten mit welchem Schulabschluss realistisch erreichbar sind. In der Beratungspraxis zeigt sich immer wieder, dass die Vorstellungen der Eltern über die beruflichen Chancen ihrer Kinder oft von den tatsächlichen, realistischen Optionen abweichen – etwa die Annahme, mit einem Hauptschulabschluss Medizin zu studieren. Obwohl viele Jugendliche selbst das System verstehen, gibt es zu Hause häufig Missverständnisse. Um solchen Problemen vorzubeugen, wurde die Idee dieser Informationsveranstaltung entwickelt. Die Mitarbeiterinnen des JMD haben es sich zur Aufgabe gemacht, die wichtigsten Informationen zu Schule, Berufsausbildung, Studium und Bewerbung in einer einfachen, verständlichen Sprache zu präsentieren, um den Eltern komplexe Themen auf möglichst klare Weise zu erklären. Zudem wurden im Rahmen der Veranstaltung wichtige Themen wie Bewerbungsfristen, die Vorbereitung einer vollständigen Bewerbung und die benötigten Unterlagen behandelt. Dank der engen Netzwerkpartnerschaft mit der Jugendberufsagentur Magdeburg konnte die Veranstaltung in deren Räumlichkeiten stattfinden. Dies ermöglichte es, eine größere Zahl interessierter Eltern anzusprechen, da die Beratenden der JBA gezielt schriftliche Einladungen an sie versendet hatten. Die Veranstaltungssprache war Deutsch, doch durch die Sprachkenntnisse der Mitarbeitenden und der Praktikantin wurde die Übersetzung der Inhalte auch auf Persisch, Georgisch, Russisch, Türkisch und Englisch angeboten. Ein Ratsuchender des JMD begleitete die Veranstaltung und übernahm die arabische Übersetzung, sodass auch arabischsprechende Eltern erreicht wurden. Zudem hatten die Eltern die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen und Einzelberatungstermine im JMD zu vereinbaren.
Argumentations- und Handlungsstrategien in Zeiten des Rechtsrucks (19. März)
„Argumentations- und Handlungsstrategien in Zeiten des Rechtsrucks“ - unter diesem Titel lud das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt am 19.03.2025 zu einem Online-Seminar ein. Etwa 30 Engagierte und Interessierte diskutierten Ansätze, um gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktiv und souverän entgegenzutreten. Die Veranstaltung wurde durch Bildungsreferent Christopher Grobys angeleitet. Der Fokus lag hierbei auf einem interaktiven Format in dem zum einen gemeinsam darauf geschaut wurde, was der sogenannte „Rechtsruck“ ist und in welchen Erscheinungsformen er auftritt. Darüber hinaus wurden grundlegende Argumentations- und Handlungsstrategien gegenüber rechten Parolen und Anfeindungen nicht nur vorgestellt, sondern auch angewendet. Das Seminar hat den vorhandenen Bedarf zum Austausch über Möglichkeiten, in Zeiten zunehmender rechter Parolen und Anfeindungen sprachfähig zu bleiben, deutlich aufgezeigt.
Remix Almanya - Eine postmigrantische HipHop-Erzählung (19. März)
Ein langer Remix aus Rap, Migration und Empowerment, in dem das ambivalente Echo von vier Jahrzehnten Almanya nachhallt. Was hat die Musik der sogenannten Gastarbeiter*innen der 1960er und 1970er Jahre und der Exilant*innen aus den 1980er Jahren mit dem aktuellen deutschen Gangsta-Rap zu tun? Welche Verbindung gibt es zwischen dem politisch-kulturellen Empowerment der 1. Generation, den Kämpfen um Staatsbürgerrechte in den 1990er Jahren und der schillernden popkulturellen Gegenwart?
In der Lesung remixten sie Bilder, Texte, Songs und Filme aus 40 Jahren Almanya mit persönlichen Erfahrungen und gesellschaftlichen Debatten. Wir durchliefen die vergessenen Jahre des Hip-Hop-Oldschool, beleuchteten den Einfluss der Wiedervereinigung auf die Geburt von Deutschrap und hinterfragten den Sound von Gangsta-Rap – und wir fragten nach Class, Race und Gender in dieser Geschichte des Empowerments. Eine Veranstaltung von der Antirassistischen Aktion Magdeburg, Female Hip-Hop Tresen Magdeburg und dem Buchkollektiv zusammengebunden.
Europäischen Frühjahrsgespräch Sachsen-Anhalt 2025 (24. März)
Die Europapolitische Bildungsarbeit und die internationale Zusammenarbeit sind zentrale Schwerpunkte der Arbeit der AGSA. Vor diesem Hintergrund hat die AGSA gemeinsam mit der Europäische Bewegung Sachsen-Anhalt e.V., der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, den Europe Direct Magdeburg und Europe Direct Halle sowie der Deutsch-Polnische Gesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. das Europäische Frühjahrsgespräch Sachsen-Anhalt 2025 im Palais am Fürstenwall in Magdeburg organisiert. Der Einladung folgten der Stellvertretende Botschafter der Botschaft der Republik Polen in Deutschland, Pawel Gronow, Barbara Gessler, Vertreterin der EU-Kommission in Deutschland, und Staatssekretärin Simone Großner (Leiterin der Landesvertretung Sachsen-Anhalt und Bevollmächtigte beim Bund) sowie über 120 Gäste. Das Thema "Sicherheit" steht ganz oben auf der Agenda der gegenwärtigen polnischen Ratspräsidentschaft und ist ein Thema, welches die Menschen sehr bewegt. Vor diesem Hintergrund stellte der stv. polnische Botschafter in Deutschland, Pawel Gronow, die entsprechenden Schwerpunkte der Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2025 vor. Im anschließenden Podiumsgespräch kam es zu einer spannenden Diskussion zu den aktuellen europäischen Herausforderungen, aber auch zur Bedeutung der europäischen Integration für Sachsen-Anhalt. Moderator Wojciech Szymanski, Korrespondent der DW, befragte die Teilnehmenden in diesem Zusammenhang auch zur Bedeutung von Regional- und Kommunalpartnerschaften mit Polen. In Anbetracht der geopolitischen Entwicklung ist die Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Gemeinschaft ein Fundament unserer gemeinsamen demokratischen Welt.
Jüdische Wurzeln durch Poesie, Musik und Bilder (24. März)
Der Freundeskreis präsentierte das musikalisch-literarische Programm "Wir leben in Magdeburg. Jüdische Wurzeln durch Poesie. Musik und Bilder". Gemeinsam wurde gesungen, diskutiert und der Klaviermusik gelauscht.
Workshop "Vielfalt im Sport" (26. März)
Am 26.03. veranstaltete der Landessportbund (LSB) Sachsen-Anhalt durch das Programm „Integration durch Sport“ einen Workshop zum Thema Vielfalt im Sport. Die Teilnehmenden kamen aus Magdeburger Sportvereinen, mit Sportarten wie Basketball, Cricket oder Fußball, sowie dem Caritasverband für das Bistum Magdeburg e.V. Das Ziel war einerseits, sich auszutauschen, konkrete Fälle zu diskutieren, ein Netzwerk zu bilden und verstärken; andererseits als organisierter Sport Haltung zum Thema Rassismus zu zeigen. Beispiele von Alltagsrassismus gibt es auch im Sport. Zwei Teilnehmer berichteten von fragwürdigen Äußerungen und unbedachten Fragen am Spielfeldrand bei Fußballspielen. Und immer wieder tauchte die Frage auf: „Wie gehen wir damit um?“ Die Gruppe brachte viele Erfahrungen aus dem Sportvereinsalltag mit. Die Workshopübungen zielten daher auf das Entdecken und Reflektieren von Gemeinsamkeiten und Unterschieden, das Diskutieren von praktischen Fallbeispielen im Alltag und im Sport und die Vernetzung ab. Die Atmosphäre war gut, die Grundstimmung offen und positiv, und der Austausch intensiv. Der Erfahrungsaustausch tat gut und übertraf die Erwartungen: „So ein Workshop, das ist für mich neu. Das Thema so mit dem Sport zu bedienen, das ist total neu und überraschend. Und ich denke, das sollte so weitergeführt werden“, so Amidou Traore vom Caritasverband. Das Feedback war durchweg positiv, nicht nur an die Veranstalter, sondern auch untereinander. Neue Netzwerke aufbauen, bestehende Verbindungen intensivieren – das war es vor allem, was viele Teilnehmende dankend mitnahmen. „Ein Austausch mit offenen Menschen, das merke ich im Sport hier, bei der Integration in Vereine, das sind wirklich die offenen Menschen, und das ist was man mehr und mehr braucht“, sagte Farhad Billimoria vom USC Magdeburg zum Abschluss. Artikel des LSB über die Veranstaltung: Verbundenheit stärkt - Gemeinsam gegen Rassismus im Sport! - Landessportbund Sachsen-Anhalt e. V.
Interkultureller Begegnungsabend (26. März)
Der erste internationale Begegnungsabend in diesem Jahr war ein voller Erfolg. Aus neun verschiedenen Ländern kamen Studierende und junge Erwachsene in die Evangelische Studierendengemeinde Magdeburg zum Pizza essen, Kennenlernen und Spielen. Der nächste Termin für einen internationalen Begegnungsabend steht bereits – es ist der 27. Mai 2025.
Brücken bauen: Kennenlernen, Stärken entfalten, zusammenarbeiten. Mit Vielfalt zum Erfolg. (27. März)
Im Rahmen der Antirassismuswochen in Magdeburg traf sich am 27.03.2025 der neu gewählte Magdeburger Beirat für Integration und Migration zu einem Kennenlernworkshop im einewelt haus Magdeburg. Das Hauptziel dieser Veranstaltung war es, die Teamarbeit zu fördern und den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, sich untereinander besser kennenzulernen. Ein wesentlicher Bestandteil war die Vorstellung der persönlichen Stärken und Fachkenntnisse, um eine solide Grundlage für die zukünftige Zusammenarbeit zu legen. Besondere Aufmerksamkeit galt der Frage, wie die unterschiedlichen Erfahrungen und Fähigkeiten der Mitglieder gezielt in die Beiratsarbeit einfließen können. Der Workshop wurde mit einem gemeinsamen Fastenbrechen beendet, das nicht nur den Austausch unter den Teilnehmenden intensivierte, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl stärkte. Mit dieser Auftaktveranstaltung wurde ein wichtiger Schritt hin zu einer effektiven Zusammenarbeit gemacht, um gemeinsam die Herausforderungen rund um Integration und Migration in Magdeburg anzugehen.
Vielfalt als Reichtum im Kollegium der Evangelischen Sekundarschule Magdeburg (27. März)
Unter der Überschrift „Vielfalt als Reichtum“ fand am 27.3.2025 ein Begegnungsabend in der Evangelischen Sekundarschule statt. In geselliger Atmosphäre lauschten etwa 30 Gastgeber*innen und Gäste den Geschichten von Kolleg*innen, die vor kurzer oder längerer Zeit aus anderen Ländern nach Deutschland kamen und unter uns eine neue Heimat gefunden haben. Schnell wurde dabei deutlich, dass die Erfahrungen so verschieden sind, wie die Menschen. Es falle ihm auf, dass dem Migrationshintergrund in Deutschland ein besonders starkes Gewicht beigemessen werde, wobei die Herkunft doch eigentlich nur eine Facette im Mosaik der individuellen Persönlichkeit darstelle, stellte ein Kollege fest. Wenn wir einander vor allem als Menschen begegnen und unsere Geschichten miteinander teilen, können Verständnis, Empathie und Frieden gedeihen und haben Rassismus und andere Formen der Diskriminierung keine Chance. Am 27.3. konnte man dies an der Evangelischen Sekundarschule erleben.
"Ein Törtchen, ein Wörtchen, ein Lied" - Begegnungsabend für Menschen mit und ohne Migrationsbiografie (01. April)
Zu den Grundsätzen der OMAS GEGEN RECHTS gehören Toleranz und respektvolles Miteinander. Wir sind offen für die Vielfalt der Kulturen. Deshalb war es für uns selbstverständlich, die Antirassismuswochen 2025 unter dem Motto "Menschenwürde schützen" aktiv zu unterstützen. Am 1. April gestalteten wir im einewelt haus unseren Begegnungsabend für Menschen mit und ohne Migrationsbiografie. Einen Liedtext von Gerhard Schöne hatten wir zum Motto unserer Einladung gewählt: "So muss ein Festmahl sein:" "Jeder bringt etwas ein - Jeder nimmt etwas mit: Ein Törtchen, ein Wörtchen, ein Lied" Gemeinsam stimmten wir zu Beginn in den Kanon ein: „Frieden, Freiheit, Menschlichkeit und Mut“. Im Vorfeld der Veranstaltung waren Sachsen-Anhalter*innen, die in den verschiedensten Ländern der Welt geboren waren, vor die Kamera getreten - aus Indien, Togo, Syrien, Kuba, Somalia. Sie berichteten über Stationen ihres Lebens: Warum sie ihre Heimat verlassen hatten. Wie sie in ihrer zweiten Heimat Fuß fassten. Wie sich insbesondere nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt ihre Situation verändert hat. Die so entstandenen Kurzfilme wurden nun gezeigt. Suha aus Syrien hat ihren Gedanken über all das Unfassbare, das sie erleben musste, in Gedichten Ausdruck gegeben. Sie trug sie in ihrer Muttersprache vor. Ohne die Worte zu kennen, konnten wir schon vor der Übersetzung ihre Bedeutung spüren. Hakuna matata - Juliana Gombe und Francisco Menendez trommelten nach all den eindrucksvollen Erzählungen für eine gute Stimmung und ließen uns gemeinsam tanzen. Nach dem Festmahl für Augen, Ohren und das Herz gab es schließlich auch noch etwas für den Gaumen. Wir hatten Salate, Kuchen und Süßes mitgebracht. Nebenbei war nun Zeit für Gespräche. So ging der Abend mit guten Gefühlen zu Ende. Alle waren sich einig: Das muss wiederholt werden.
Dies ist nur eine Auswahl der Veranstaltungen. Alle Veranstaltungen findet ihr im Eventkalender unter www.antirassismuswochen-magdeburg.de/events.
Den ersten Rückblick findet ihr hier und auf der Webseite www.agsa.de.