Magdeburg hat erstes Integrationskonzept verabschiedet

AGSA-Position zu Konzepterstellung und -umsetzung

Magdeburg hat auf seiner letzten Stadtratssitzung im Dezember 2022 das erste Integrationskonzept der Landeshauptstadt verabschiedet.

Wir begrüßen den Beschluss und hoffen, dass die Maßnahmen und die von uns eingebrachten Ergänzungen in Zukunft umgesetzt werden. Magdeburg hatte seit 2006 ein sehr fortschrittliches „Rahmenkonzept Integration“ und verdient im Jahr 2022 ein modernes, den Anforderungen an eine zunehmend internationaler und interkultureller werdende Landeshauptstadt angemessenes Integrationskonzept. Vor allem die aus dem Konzept abgeleiteten Handlungsempfehlungen und Maßnahmen sollten schlüssige und messbare Indikatoren für die Arbeit der zuständigen Ämter und die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft bilden.

Lange wurde das Integrationskonzept erwartet, bereits 2016 die Erarbeitung begonnen, ab 2019 alle Dezernate sowie relevante Netzwerke und Gremien der Landeshauptstadt involviert. Die AGSA-Geschäftsstelle als auch die Mitgliedsorganisationen waren an der Entwicklung des Konzeptes maßgeblich beteiligt.

Dann pausierte der Prozess nahezu drei Jahre. Im September 2022 wurden wir von der Stadtverwaltung zu einer Informationsveranstaltung über das bereits als Beschlussvorlage vorliegende Integrationskonzept eingeladen.

Im Vorfeld der Veranstaltung führten wir eine Befragung der Mitgliedsorganisationen durch: Das daraus entstandene Positionspapier drückte zunächst Freude aus, dass nun endlich eine konzeptionelle Grundlage für die Integrationspolitik der Stadt vorhanden sein würde, allerdings auch großes Befremden über den für viele außerhalb der Stadtverwaltung verborgen gebliebenen Endspurt der Konzepterstellung, u.a. die mangelnde Beteiligung der Zivilgesellschaft, die Unkonkretheit der Maßnahmen, die veraltete Statistik aus dem Jahr 2019.  

Mit dem Positionspapier haben uns an den Beirat für Integration und Migration der Landeshauptstadt gewandt, der es als Anlage seiner eigenen Beschlussfassung an die Stadträte weiterleitete. Damit bekam unsere Forderung, eine beteiligungsorientierte Aktualisierung des Konzepts oder zumindest des Maßnahmenkatalogs zu erwirken, auf den letzten Metern der Beratungsfolge in den Ausschüssen nochmal größtmögliche Aufmerksamkeit.

Im Ergebnis wurde das Konzept und der Maßnahmenkatalog letztlich in der Stadtratssitzung am 8. Dezember 2022 unverändert beschlossen – unter Ergänzung eines 4. Punktes in der Beschlussvorlage mit folgendem Wortlaut:

4. Ende 2024 ist eine Zwischenevaluierung der im Konzept vorhandenen Maßnahmen vorzunehmen. Auf der Grundlage der Ergebnisse ist ein neues Integrationskonzept unter möglichst großer Beteiligung zu erstellen. Dabei sollen sowohl konkrete Maßnahmen benannt werden als auch Indikatoren entwickelt werden, um die Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen bzw. nachvollziehen zu können.

© Stadtratssitzung am 08. Dezember 2022 / YT-Kanal Ottostadt Magdeburg

Die Debatte im Einzelnen ist nachschaubar im Stadtrats-TV / TOP 6.29 ab 2:21:50: https://youtu.be/OujrIEfcbZI

Nun bleibt in den nächsten zwei Jahren zu beweisen, dass das Konzept kein „Papiertiger“ ist, sondern den Handlungsrahmen bietet, den es auf dem Feld der Integration, der Internationalisierung und der interkulturellen Öffnung der Verwaltung bedarf, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Schließlich hat inzwischen jede*r 6. Magdeburger*in einen Migrationshintergrund, das sind fast vier Mal so viel wie noch vor 10 Jahren. Und das ist keine homogene Gruppe, hier finden sich Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Bedarfen wieder, ausländische Arbeitnehmende und Studierende, Geflüchtete, Unionsbürgerinnen und -bürger, Spätaussiedler, Familienzuzüge u.v.m.

Zentrale Akteure der Integrationsarbeit sollten angemessen involviert und nicht nur in Kenntnis gesetzt werden. Die AGSA ist als aktive Gestalterin in Fragen des interkulturellen Zusammenlebens gern weiter mit von der Partie, bedankt sich bei allen Partnern für die bisherige Zusammenarbeit und freut sich getreu ihres Mottos „Vielfalt engagiert gestalten“ auf das gemeinsame Meistern aller gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen.

Informationen zur AGSA im Kontext Magdeburg:

Seit 1996 gestaltet der interkulturelle Dachverband Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. mit dem einewelt haus Magdeburg einen Ort der Begegnung, Beratung und des Austausches interkultureller Initiativen und Vereine und wirkt bei der Artikulation ihrer Interessen mit. Der überwiegende Teil der Magdeburger Migrantenselbstorganisationen ist Mitglied bei der AGSA. Seit 1997 organisiert die AGSA (seit 2007 gemeinsam mit dem kommunalen Integrationsnetzwerk) die Interkulturellen Wochen der Landeshauptstadt, aktuell begleitet sie im Kontext der INTEL-Ansiedlung Prozesse der Interkulturellen Öffnung. Über die AG Interkultur & Soziales des Netzwerkes setzt sich die AGSA aktiv für die Verbesserung der Zielgruppenansprache, die Gestaltung öffentlichkeitswirksamer Kampagnen und die stärkere Vernetzung sowie Nutzung von Synergien im Zusammenspiel von Stadtverwaltung, städtischen Institutionen sowie relevanten Vereinen und Verbänden ein.  

Update vom 06.02.2023

Am 3. Februar war ein Beitrag über unsere Position zum Magdeburger Integrationskonzept in der Volksstimme Magdeburg zu lesen.
Zivilgesellschaft muss einbezogen und nicht nur informiert werden!

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