Das ist 2023: Volksstimme-Interview mit der AGSA

In einer Serie fragte die Volksstimme Vereine, Verbände, Unternehmen und andere Einrichtungen nach ihrer Bilanz für 2022 und dem Ausblick auf 2023.

Heute: Manja Lorenz. Sie ist Pressesprecherin der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt, die das Einewelthaus in der Schellingstraße 3 bis 4 betreibt und als Dachverband für Organisationen, die sich für ein demokratisches Miteinander sowie gleichberechtigte soziale Teilhabe unabhängig von Herkunft, Religion, Sprache und anderen Merkmalen einsetzen, fungiert

So lief für uns 2022: Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine war ein Schock. Wer hätte gedacht, dass im Jahr 2022 nicht nur die Pandemie, sondern sogar ein Krieg vor unserer Haustür unsere Arbeit so fundamental beeinflussen würde. Über Nacht wurde das Einewelthaus zum Spendenlager und die Agsa-Ukraine-Hilfe geboren. Die gesammelten Geld- und Sachspenden kamen und kommen durch unsere Mitgliedsorganisationen direkt vor Ort unter anderem in unseren Partnerstädten Saporischschja und Radom zum Einsatz.

Für die in Magdeburg eingetroffenen Familien wurden viele unserer Mitgliedsorganisationen zur neuen soziokulturellen Heimat. Hier treffen sie auf Menschen, die muttersprachlich beim Ankommen helfen, zu Lotsen in die Magdeburger Gesellschaft werden. Das ist von unschätzbarem Wert.

Das nehmen wir uns für 2023 vor: Die Themen Interkulturelle Öffnung und die Stärkung ehrenamtlichen Engagements bleiben auf Platz 1. Vereinen, die sich für die Gestaltung von Zuwanderung, internationale Bildung und Begegnung sowie globales Lernen engagieren, möchten wir weiterhin einen guten Rahmen bieten. Hierfür stellen wir auch 2023 Ressourcen in Form von Räumen, Beratung, Schulung und finanziellen Support bei der Umsetzung eigener Vorhaben zur Verfügung.

So schätzen wir die Lage für 2023 ein: Der Generationenwechsel in den Vereinen bedarf 2023 größerer Aufmerksamkeit aber auch insgesamt die Gestaltung des Zusammenlebens in einem glücklicherweise immer internationaler werdenden Magdeburg. Stichworte sind da die Intel-Ansiedlung, die Fachkräftegewinnung vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und das Chancenaufenthaltsrecht. Egal ob es jemanden aufgrund von Flucht, Studium oder des Arbeitsplatzes nach Magdeburg verschlägt: Orte, wo man die gleiche Sprache spricht und auf Menschen trifft, die auch einmal neu in der Stadt angekommen sind, sind immens wichtig.

Wir suchen dringend: Es braucht mehr solcher Orte wie das Einewelthaus, denn unsere Kapazitäten reichen bei weitem nicht mehr aus. Seit 2019 kooperieren wir dazu mit der .lkj) Sachsen-Anhalt im Rahmen des Bundesprojektes „House of resources“. Gebraucht werden niedrigschwellig zugängliche Orte der interkulturellen Begegnung, die mit langfristiger Perspektive zur Verfügung stehen, Selbstorganisation ermöglichen und auch am Wochenende geöffnet sind.

Das wünschen wir uns von der Stadtpolitik: Wir wünschen uns, dass das kürzlich beschlossene Integrationskonzept der Landeshauptstadt und sein Maßnahmenplan zügig und unter breiter Beteiligung insbesondere der migrantischen Magdeburger Stadtgesellschaft umgesetzt wird.

Das wünschen wir Magdeburg in diesem Jahr: Wir wünschen unserem Magdeburg weiterhin einen weltoffenen und innovativen Geist, der die wachsende Internationalisierung und interkulturelle Öffnung der Stadt begleitet. Eine breitere, spürbarere Identifikation mit der Stadt wäre schön.

Quelle: Volksstimme, 10. Januar 2023

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